Geschichte & Spiritualität

Städte-Thementour 2

170 km

Von der Frühzeit der christlichen Missionare bis heute – sakrale Bauten im Naturpark Altmühltal genießen Weltruf. Kunsthistorischen Genuss, geistliche Einkehr und Ruhe, aber auch spannende Geschichte(n) bietet die Thementour „Geschichte & Spiritualität“. 

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Vertriebene Nonnen, eine versteckte Reliquie – die wechselhafte Geschichte von Reformation und Gegenreformation steht am Anfang der Thementour, die in der Hofkirche in Neuburg a. d. Donau beginnt. Die Kirche wurde 1607/1608 als protestantische Hofkirche der Residenz erbaut, jedoch bereits 1618 im Zuge der Gegenreformation katholisch geweiht. Oberitalienische Künstler, die Brüder Castelli, schufen den Deckenstuck mit 92 Reliefbildern.

Dramatisch gestaltete sich die Reformation für die Benediktinerinnen im nahen Kloster Bergen. Da sich die Nonnen unter der Äbtissin Euphemia Pirkheimer – einer Schwester des berühmten Humanisten – weigerten, zur neuen Lehre zu konvertieren, mussten sie ihr Kloster verlassen. Den größten Schatz, ein Kreuzpartikel, versenkten sie, in einem eichenen Holzblock verschlossen, im Wehrbrunnen. Nach der Gegenreformation übernahmen Jesuiten das Kloster Bergen und schufen rund um das Kreuzpartikel eine florierende Wallfahrt. Auch heute ist die Wallfahrtskirche Heilig Kreuz im Stil des Rokoko und die darunter liegende Krypta aus romanischer Zeit einen Besuch wert.

Nun geht es weiter Richtung Westen. Auch in Monheim entdeckt man die wechselvolle Religionsgeschichte: Bereits Ende des 9. Jahrhunderts entwickelte sich in Monheim eine vielbesuchte Wallfahrt zu Reliquien der heiligen Walburga. Doch die Einführung der Reformation 1542 durch den Landesherrn, Herzog Ottheinrich von Pfalz-Neuburg, hatte für Monheim den Verlust der Walburgisreliquien zur Folge. Erst im Jahr 1700 erhielt Monheim wieder Reliquien der heiligen Walburga, die man heute in der Walburgakapelle der Stadtpfarrkirche St. Walburga besuchen kann. Das beschauliche Städtchen im Zentrum der Monheimer Alb hat aber noch eine weitere Besonderheit zu bieten. Wer im Rathaus an die Decke schaut, wird überrascht sein. Der jüdische Kaufmann Abraham Elias Model, dem das Haus einst gehörte, ließ die Decken seiner Wohnräume mit alttestamentarischen Szenen verzieren – und zwar, dem Geschmack des 18. Jahrhunderts gemäß, in romantischem Stuck.

Nur 12 Kilometer von Monheim entfernt, wo der Naturpark Altmühltal und der Geopark Ries aufeinandertreffen, liegt Wemding. Vor den Toren der mittalterlichen Stadt liegt auf einer Anhöhe die Basilika Maria Brünnlein, eine bedeutende Marienwallfahrtskirche in Bayern. Die heutige Rokokokirche wurde im 18. Jahrhundert erbaut, Ende des 17. Jahrhunderts hatte dort bereits eine Kapelle gestanden. Bekannt ist das Wasser aus dem Brunnenaltar, das zu den Füßen des Gnadenbilds Unserer Lieben Frau aus goldenen Muscheln in Schalen fließt und dem manche heilende Kräfte nachsagen.

Der nächste Abschnitt der Thementour führt zunächst nach Pappenheim. Gottesdienst, Andacht, das stille Gebet oder einfach die Schönheit der Schöpfung in der Natur genießen: Die Weidenkirche, direkt am Altmühltal-Radweg gelegen, ist ein offenes Gotteshaus. Sie besteht aus vielen in die Erde gesteckten Bündeln von Weidenruten. Stahlrohre bilden das Rankgerüst, der Blick zum Himmel ist offen. Stühle laden zum Verweilen und zum Gebet ein. Fast 1200 Jahre älter als die Weidenkirche ist die Pappenheimer Galluskirche: Der schlichte Sakralbau, der zu den ältesten in Franken gehört, ist eine der Keimzellen des geistlichen Lebens im oberen Altmühltal. Das karolingische Bauwerk – die Bausubstanz reicht zurück bis ins 9. Jahrhundert – strahlt gleichermaßen Besinnlichkeit, Eleganz und südliche Leichtigkeit aus. Es zeugt noch heute von der tiefen Frömmigkeit seiner frühmittelalterlichen Erbauer. Unterhalb der mächtigen Burg Pappenheim steht die Evang.-Luth. Stadtkirche. Seit dem Mittelalter bildeten Kirche und der sich im Nordwesten räumlich weitende Marktplatz die geistlich-kulturelle und wirtschaftliche Drehscheibe von Pappenheim. Seit ihrer Barockisierung in Anlehnung an die Markgrafenkirchen der Ansbacher Region ist die Kirche eine protestantische Predigt-Emporenkirche – ein seltener Anblick im heutigen Naturpark Altmühltal.

Das 8. und 9. Jahrhundert waren im ganzen Altmühltal die Zeit der Christianisierung. Im Auftrag des hl. Bonifatius missionierten angelsächsische Heilige – die Geschwister Willibald, Wunibald, Walburga sowie der hl. Sola – im 8. Jahrhundert die Einwohner der Region zum christlichen Glauben. Die nächste Station der Thementour ist perfekt, um diese spannende Epoche kennen zu lernen: Eichstätt wurde 741 südfränkisches Bistum, Willibald der erste Eichstätter Bischof. Im Dom zu Eichstätt werden bis heute seine Reliquien geehrt. Der Eichstätter Dom erhielt im 13. Jahrhundert den Westchor für die Gebeine des heiligen Willibald. Bis 1420 entstand der markante Bau, er birgt Kunstwerke von der Frühgotik über die Renaissance bis heute. Auch die Schwester Willibalds, zu Lebzeiten Äbtissin des Benediktinerklosters in Heidenheim, kann man in Eichstätt besuchen: Die Kirche des Klosters St. Walburg birgt das Grab der heiligen Walburga. Sie ist daher die ehrwürdigste Wallfahrtsstätte dieser besonders im Mittelalter und auch heute noch hochverehrten Heiligen. Die barocke Pfarr- und Klosterkirche St. Walburg entstand durch Martin Barbieri zwischen 1629 und 1631 auf mittelalterlicher Grundlage.
Tipp: Das Marienhaus der Benediktinerinnenabtei St. Walburg, ein Gästehaus in ruhiger und doch zentraler Stadtlage, bietet Beherbergung für Menschen, die im klösterlichen Umfeld Ruhe und Rast, Erholung und Besinnung suchen. Ein Sightsleepinghotel der besonderen Art!

Bischofsstadt ist Eichstätt bis heute geblieben. Die geistlichen Herren waren es, die der Stadt ihren unverkennbaren Geist eingehaucht haben. Unter der Herrschaft der Fürstbischöfe entstanden nicht nur prachtvolle barocke Residenzen, sondern auch viele weitere Kirchen. Ein überregional kultur- und kunsthistorisch bedeutender Sakralbau ist die Eichstätter Schutzengelkirche: Eine einheitliche theologische Idee – das Wirken der Engel im Heilsgeschehen – bestimmt Ausgestaltung und Ausstattung des Kircheninneren. Zur Entfaltung dieses Programms werden nicht weniger als 567 Engelsdarstellungen in Holzplastik, Stuck, Öl- und Freskomalerei verwendet. Höhepunkt ist der Hochaltar, ein Meisterwerk des Eichstätter Hofbildhauers Matthias Seybold aus dem Jahre 1739; das große Altarbild, in dessen Mittelpunkt der Kampf Michaels mit Luzifer steht, ist eine hervorragende Schöpfung von Johann Evangelist Holzer, einem der begabtesten Maler des deutschen Barocks. Eine Eichstätter Besonderheit sollte man sich nicht entgehen lassen: die am besten erhaltene Nachbildung des Hl. Grabes aus romanischer Zeit in Deutschland. Zu finden ist sie in der Heilig Kreuz Kirche, der Klosterkirche des ehemaligen Eichstätter Kapuzinerklosters. Die Nachbildung des Hl. Grabes zeigt genau den baulichen Zustand, den das Heilige Grab in Jerusalem im 12. Jahrhundert hat­te, und ist damit authentischer als das Grab in Jerusalem, das inzwischen mehrmals zerstört und wieder auf­gebaut wurde.

Eine halbe Autostunde von Eichstätt entfernt liegt Greding. Das Wahrzeichen des Städtchens ist die Martinskirche, die größte romanische Basilika im Bistum Eichstätt. Ein Fußweg führt von der Gredinger Altstadt hinauf auf den Kirchberg. In der Basilika mit ihrer ergreifend schlichten Schönheit beeindrucken besonders die Malereien: Die Bemalung der Hauptapsis stammt aus dem 12. Jahrhundert und zeigt Christus auf dem Regenbogen thronend, in der linken Hand die Weltkugel haltend, die Rechte zum Segen erhoben. Umrahmt wird dieses Motiv von den Symbolen der vier Evangelisten. Eine morbide Sehenswürdigkeit findet man links neben der Martinsbasilika: Im Untergeschoss der Michaelskapelle aus dem 12. Jahrhundert ist ein Karner (Beinhaus) erhalten geblieben, der wohl aus Platzmangel auf dem Friedhof im 14. Jahrhundert angelegt wurde. Er enthält die sterblichen Überreste von 2500 Menschen. Von den drei in Bayern erhaltenen Karnern ist der Gredinger „Seelenkeller“ der zweitgrößte.

Weiter geht es nach Berching. Einen Rundgang auf der komplett erhaltenen mittelalterlichen Stadtmauer und durch die verwinkelten Gassen der Altstadt sollte man sich nicht entgehen lassen! Nach dem Stadtbummel geht es in den Ortsteil Plankstetten – mit dem Auto oder Motorrad in 6 Minu-
ten oder ganz entspannt als Wanderung über den Benediktusweg (hin und zurück insgesamt 13 Kilometer). Am Ziel wartet die Benediktinerabtei Plankstetten, die zu den eindrucksvollsten Klosteranlagen im Naturpark Altmühltal gehört. Die Anlage ist aber kein Museum – sondern Wohn- und Wirkungsstätte einer lebendigen Mönchsgemeinschaft. Durch die konsequente ökologische Ausrichtung seiner Wirtschaftsbetriebe hat sich Plankstetten den Ruf eines „Öko-Klosters“ erworben. Die Bio-Produkte des Klosters – ob Brot, Fleisch, Gemüse oder Klosterbier – können vor Ort im Klosterladen erworben und in der Klosterschenke verkostet werden. Das gastfreundliche Kloster bietet aber nicht nur Unterkunft und Verpflegung, sondern auch Programme zur geistlichen Einkehr, Weiterbildung und Erholung.

Fürstlich prunkvoll, faszinierend mittelalterlich und fernöstlich meditativ: So endet die historische und spirituelle Tour durch die Städte im Naturpark Altmühltal in Beilngries und Dietfurt an der Altmühl. In Beilngries, bei Ausflüglern wegen seiner wunderschönen Altstadt und der abwechslungsreichen Gastronomie beliebt, zieht es uns auf den Hirschberg, eine Anhöhe über der Stadt. Dort steht ein „Kabinettstück“ der Schlossarchitektur. Wo die Ruine von Burg Hirschberg stand, errichteten die Baumeister Jacopo Angelini, Gabriel Gabrieli und Maurizio Pedetti im Dienste der Fürstbischöfe von Eichstätt Schloss Hirschberg als repräsentative Sommerresidenz. Von Diözesanbaumeister Karljosef Schattner stammt der neueste Trakt von 1992. Heute ist das Schloss im Besitz der Diözese Eichstätt und wird als Bildungs- und Tagungshaus genutzt. Zur letzten Station der Thementour empfiehlt es sich, die Route über den Beilngrieser Ortsteil Kottingwörth zu wählen. Dort wartet eine kunsthistorische Sensation auf Besucher: Die Vituskapelle der Wehrkirche St. Vitus ist fast vollständig mit Malereien ausgestattet – sie stammen aus dem 13. Jahrhundert!

Dann geht es ins nahe Dietfurt an der Altmühl. Hier steht zum Abschluss „Entschleunigung pur“ auf dem Programm: Der Dietfurter QiGong-Weg ist ein abwechslungsreicher Rundweg und rund 3 Kilometer lang. Er führt über den Dietfurter Hausberg, den wunderschönen Kreuzberg. Zehn anschauliche Tafeln am Wegesrand stellen QiGong-Übungen vor, mit denen man unterwegs seine Gesundheit in Schwung bringt und so wandernd zu innerer Gelassenheit findet.

Urlaub machen, essen, trinken…