Welche Verbindung besteht zwischen dem „Wallfahrtswirt“ und der Basilika „Maria Brünnlein“?
Alexander Trollmann: Unser Haus ist direkt neben der Kirche gelegen, nur etwa 60 Meter entfernt, mitten im Grünen. Es wurde auch parallel zur Kirche erbaut, im Jahr 1760. Früher stand die Landwirtschaft mehr im Vordergrund und die Gastwirtschaft war kleiner. Seitdem ist sie immer weiter gewachsen. Viele besuchen nicht nur die Kirche, sondern auch den „Wallfahrtswirt“.
Ist die Geschichte des Hauses heute noch spürbar?
Alexander Trollmann: Auf jeden Fall. Nicht nur in unserer Gaststube mit dem historischen Kachelofen und den Bildern von früher – wir leben das auch. Das sind unsere Wurzeln.
Der „Wallfahrtswirt“ ist ein echter Familienbetrieb. War für Sie immer klar, dass Sie ihn übernehmen?
Alexander Trollmann: Mit vier Jahren habe ich noch gesagt, ich will Bauer werden, aber dann war es schon sehr bald klar. Ich habe meine Ausbildung aber nicht im eigenen Betrieb gemacht, sondern in Donauwörth, das war meinem Vater wichtig. Danach war ich fünf Saisons lang in der Schweiz, zusammen mit meiner Frau. Sie hat mir zuliebe Hotelfachfrau gelernt. 2013 habe ich in Augsburg meine Meisterprüfung abgelegt und bin richtig mit eingestiegen. Zehn Jahre lang haben mein Vater und ich den „Wallfahrtswirt“ gemeinsam geführt. Inzwischen habe ich komplett übernommen.
Was sind die Vorteile, wenn mehrere Generationen zusammenarbeiten?
Alexander Trollmann: Das Miteinander, das Hineinwachsen war mir sehr wichtig. Ich kann immer fragen: Wie hast du das bisher gemacht? Ich kann mich aber auch verwirklichen und etwas verändern.
Apropos verändern: Was hat sich in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt?
Alexander Trollmann: Wir haben immer noch die großen Fußwallfahrten, aber insgesamt kommen die Leute individueller als früher – wegen der Kirche, aber auch wegen unserer Lage im Grünen, zur Einkehr. Wir haben viel mehr Urlaubsgäste und mehr Fahrradfahrer. Letzteres liegt an dem hervorragend ausgebauten Wegenetz und an den E-Bikes, denn bei uns am Riesrand ist es schon hügelig. Unser Betrieb hat sich ebenfalls verändert, er ist gewachsen. In unserem frisch renovierten Saal macht es jetzt noch mehr Freude, Hochzeiten und Feiern zu veranstalten. Wir renovieren auch gerade unsere Zimmer und das Ergebnis findet großen Anklang, sowohl bei neuen Gästen als auch bei unseren Stammgästen.
Haben Sie viele Stammgäste?
Alexander Trollmann: Ja, vor allem im Restaurant und im Biergarten. Wenn ich da durchgehe, kann ich schon bald die Hälfte der Gäste persönlich begrüßen. Gerade der Biergarten ist für viele ein schönes Ausflugsziel, erst recht, seit wir den neuen großen Spielplatz haben. Selbst an unseren Ruhetagen ist da was los. Die Familientische im Biergarten stehen so, dass Mama und Papa schön sitzen bleiben können und die Kleinen im Blick haben, die sich auf dem Spielplatz austoben können.
Und wie werden die Wallfahrer – und natürlich auch alle anderen – heute verköstigt?
Alexander Trollmann: Wir sind bekannt für unsere Wildspezialitäten. Das Fleisch kommt nicht nur von unserem Damwild aus dem eigenen Wildgehege, sondern auch von den Jägern aus der Gegend. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal. Die Standardkarte haben wir in den vergangenen Jahren reduziert. Sie deckt aber immer noch ein großes Spektrum ab. Natürlich gibt es auch Traditionsgerichte: Wenn zum Beispiel Fatimatag in der Wallfahrtskirche ist, dann muss es Kalbsnierenbraten und „Gschwollene“, also Wollwürste vom Grill, geben, sonst werde ich von den Stammgästen aus der Küche raus zitiert!
Was ist Ihnen in der Küche wichtig?
Alexander Trollmann: Wenn ich etwas regional einkaufen kann, dann mache ich das auch. Ich weiß, wo die Sachen herkommen, ich kenne den Bauern, der die Sau aufgezogen hat, und den Metzger, der sie geschlachtet hat. Beim Rindfleisch ist es genauso. Unser Bier – den Pilgertrunk, ein unfiltriertes Kellerbier – braut eine regionale Brauerei für uns. Außerdem ist es mir wichtig, dass wir schön konstant arbeiten. Wir haben 400 Plätze innen und 400 Plätze außen, die müssen alle gut bedient werden. Für Feiern bereiten wir auch Menüs zu. Das bereitet mir große Freude.
Welchen Tipp haben Sie für Gäste? Was sollte man in Wemding nicht verpassen?
Alexander Trollmann: Wenn das Wetter gut ist: auf die Platte gehen und ins Ries schauen. Bei uns ist der Ausblick schon gut, aber da ist er noch besser. Die Platte ist der höchste Punkt am Riesrand in der Umgebung und man kann den Blick über den Meteoritenkrater auf sich wirken lassen. Außerdem haben wir eine gut erhaltene Altstadt, durch die man wunderschön flanieren kann. Mein wichtigster Tipp ist aber: unbedingt in die Wallfahrtskirche gehen, auch wenn man sonst vielleicht nicht so viel mit der Kirche zu tun hat. Ich war selbst acht Jahre lang Ministrant und es ist jedes Mal ein gewaltiges Gefühl, wenn man reingeht. Alle, die das machen, kommen überwältigt zurück.






